In der vergangenen Nacht wurde der Süden der Türkei von einem sehr starken Erdbeben erschüttert, die Zahl der Todesopfer steigt bis zur Stunde rapide an. Leider sind die Wetterbedingungen in den am stärksten betroffenen Gebieten ebenfalls sehr ungünstig, Kälte und Schnee erschweren die Rettungsarbeiten und lassen die Überlebenschancen verschütteter Opfer noch schneller sinken.
Kalte Nacht in der Erdbebenregion
Das Gebiet an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien, in dem es gestern das verheerende Erdbeben gab, hat eine kalte Nacht hinter sich. In Gaziantep zeigte das Thermometer in der Früh 2 Grad an, in Sanliurfa waren es 0 Grad. Im Grossen und Ganzen lagen Tiefstwerte verbreitet im Bereich des Gefrierpunktes. Die aktuellen Messwerte gibt es hier.

Abb. 1: Tiefsttemperaturen in der Erdbebenregion von Dienstagmorgen.; Quelle: MeteoNews AG
Auf der Rückseite des nach Osten weiter ziehenden Tiefdruckgebietes wird aus Norden in den nächsten Tagen weiterhin kalte Luft aus Norden von der Kaukasusregion in die Krisenregion geführt. Es bleibt in der Region somit winterlich kalt mit frostigen Nächten. Zudem könnte am Freitag möglicherweise auch nochmals etwas Schnee fallen. Entsprechend wichtig ist, dass die Menschen vor Ort Schutzeinrichtungen haben, wo Sie vor Kälte und Nässe geschützt sind.

Abb. 2: Es bleibt in der Erdbebenregion kalt mit frostigen Nächten.; Quelle: meteonews.ch
Heftiges Erdbeben in der Südosttürkei
Heute Montag bebte die Erde im Südosten der Türkei mehrmals heftig. Das erste Beben hatte eine Stärke von 7,8 auf der Richterskala. Einige Stunden später folgte ein sehr starkes Nachbeben mit einer Stärke von 7,5. Die seismischen Erschütterungen konnten sogar noch in Grönland aufgezeichnet werden. Um 4.17 Uhr Ortszeit (2.17 Uhr in der Schweiz) bebte die Erde im Bezirk Pazarcik, in der südöstlichen Provinz Kahramanmaras, etwa 60 km Luftlinie von der syrischen Grenze entfernt, zum ersten Mal.
Es folgten Dutzende von Nachbeben, bevor um 11.24 Uhr Schweizer Zeit erneut im Südosten der Türkei (4 km südöstlich der Stadt Ekinözü) ein weiteres Beben der Stärke 7,5 registriert wurde.

Abb. 1: Karte mit dem Epizentrum und der Stärke des Erdbebens in der Nacht vom 5. auf den 6. Februar 2023 in der Südosttürkei; Quelle: usgs.gov
Kalt und nass
Die derzeitigen Wetterbedingungen in den vom Erdbeben betroffenen Gebieten sind suboptimal und werden die Suche nach Opfern und die ersten dringenden Aufräumarbeiten zusätzlich erschweren. Tatsächlich liegt derzeit (Montagnachmittag) ein Tiefdruckgebiet genau an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien. Entlang einer Luftmassengrenze schneit es dabei bis in tiefe Lagen. Die meisten Städte in der vom Erdbeben getroffenen Region liegen zwischen 500 und 1000 Metern über Meer. Temperaturen um den Gefrierpunkt sowie feuchter Schnee erschweren die Rettungsarbeiten. Die aktuellen Wetterbedingungen können auf der Messwerteseite für die Türkei angeschaut werden.

Abb. 2: Niederschlagsart; Quelle: Modell GFS, tropicaltidbits.com
Das Tiefdruckgebiet verlagert sich bis Dienstagnachmittag in Richtung Kaspisches Meer. Auf der Rückseite wird zunehmend kältere Luft aus dem Kaukasus und dem türkischen Hochland in den Nahen und Mittleren Osten geführt. Bis dahin fällt in den am stärksten vom Erdbeben betroffenen Gebiete je nach Höhenlage fünf bis zwanzig Zentimeter Neuschnee.

Abb. 3: Karte mit den Schneehöhen in Europa und im Nahen Osten bis Mittwoch, den 8. Februar 12 Uhr UTC; Quelle: Modell GFS, tropicaltidbits.com
Trockener, aber weiterhin kalt
Ab Dienstagnachmittag wird es trockener, aber auch deutlich kälter. Bereits in der Nacht auf Mittwoch können die Tiefstwerte verbreitet auf unter –5 Grad sinken, in der Nacht auf Donnerstag sind sogar Werte unter -10 Grad möglich. Die Höchsttemperaturen werden trotz Sonnenschein kaum über 0 Grad liegen.

Abb. 4: Temperaturen in 2 Metern Höhe am Mittwoch, den 8. Februar um 12 Uhr UTC; Quelle: Modell GFS, tropicaltidbits.com
In diesem Teil der Türkei sind Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich. Dennoch wird es in den nächsten Tagen in dieser Region und allgemein im Nahen und Mittleren Osten besonders kalt.
Abb. 5: Temperaturanomalien in 2 Metern Höhe für Mittwoch, 8. Februar 12 UTC; Quelle: Modell GFS, tropicaltidbits.com